Anfang September stand für meine Freundin und mich ein dreiwöchiger Urlaub an. Nach einigem hin und her entschieden wir uns dieses Mal nicht, wie üblich, nach Frankreich sondern nach Italien zu fahren.
In der Vergangenheit hatten wir schon häufiger Kombi-Urlaube verbracht, wo wir immer wieder 2-3 Tage angelten und dann wieder Land und Leute erkundeten oder die Sonne am Strand genossen. Ich begann also umgehend mit der Recherche nach geeigneten Gewässern in Italien. Leider musste ich bald ernüchtert feststellen, dass die Auswahl an passenden öffentlichen Gewässern in Italien deutlich schlechter ist als in Frankreich. Hinzu kommt das komplizierte Procedere, um an entsprechende Erlaubnisscheine zu kommen. Das macht es sehr unpraktisch, mehrere Gewässer für nur kurze Sessions zu befischen.
Nachdem ich kurz vor unserer Abreise immer noch keinen genauen Plan hatte, wo ich denn angeln sollte, erinnerte mich ein guter Freund an ein kommerzielles Gewässer über das wir uns in der Vergangenheit bereits informiert hatten. Dabei handelt es sich um einen ca. 40ha großen, sehr tiefen Baggersee. Das dortige Reglement und die Anordnung der Angelplätze, sind für einen Paylake eher untypisch und so entschied ich mich letztlich spontan einen zentral gelegenen Platz zu reservieren.
Nun musste alles schnell gehen, da wir bereits zwei Tage später losfahren wollten. Ich entschied mich einige Kilo Hanf und Tigernüsse abzukochen. Diese wollte ich mit kleinen Forellipellets mischen, um damit meine Plätze zu aktivieren. Zusätzlich wollte ich auf die altbewährten Protex und Complete Fish Boilies setzen. Außerdem packte ich noch einige Kilo Insector ein, die mir Marco bei meinem letzten Besuch mitgegeben hatte.
Am See angekommen verschaffte ich mir zunächst einen Überblick und sprach mit einigen der anwesenden Angler. Unisono wurde mir von sehr wenigen Fängen berichtet und alle Angler setzen daher auf sehr wenig Futter. Viele fischten mit Solid Bag Montagen und das, obwohl es an diesem See schwer ist eine Montage flacher als 10 Meter abzulegen.
Da die Plätze links und rechts von mir nicht besetzt waren und ich mich unbedingt von den anderen Anglern absetzen wollte, entschied ich mich zwei Spots mit einer größeren Menge Futter zu präparieren. Vor Jahren hatte ich mal eine Zeit lang intensiv an einen sehr stark frequentierten See mit großem Erfolg ausschließlich halbierte Boilies eingesetzt.
Also entschied ich mich auch hier lieber halbe Sachen zu machen und verbrachte die nächste Stunde damit 10 Kilo Boilies zu halbieren. Der Plan war ausschließlich halbierte 20 und 24mm Boilies zu füttern und halbierte 24er als Hookbaits zu verwenden. Als Initialzündung fütterte ich auf beiden Spots jeweils etwas 15kg Partikel / Pellet Mischung und 5 kg halbierte Boilies.
Und es lief direkt an. Bereits in der ersten Nacht konnte ich drei Fische fangen und mit je länger ich fischte desto mehr Bisse bekam ich. Auffällig war, dass die Fische sich voll auf die halbierten Boilies eingeschossen hatten. Ich wechselte zwischendurch auf einer Rute auf einen Snowman aber bekam darauf einfach keinen Biss. Da ich keinen einzigen Fisch bei Tageslicht fing, war ich nach 5 Nächten wirklich platt. Ich hatte tolle, kerngesunde Fische gefangen, wobei die Krönung sicherlich ein extrem langer, kampfstarker und toll beschuppter Spiegler mit 26,5 Kilo war.
Ich bin sicher, dass die Taktik mit den halbierten Boilies und der verhältnismäßig hohen Futtermenge ausschlaggebend für den Erfolg war. Die anderen Angler mit denen ich mich regelmäßig austauschte, konnten lediglich vereinzelt kleinere Fische fangen.
Als Fazit lässt sich festhalten, dass es insbesondere an Gewässern mit so hohem Angeldruck empfehlenswert ist, sich mit Taktik und eingebrachtem Futter deutlich von den anderen Anglern abzusetzen. Die Gewässer beherbergen meist einen so guten Fischbestand, dass auch größere Futtermengen problemlos verwertet werden können. Auch mein persönliches Fazit meines ersten Besuchs an einem kommerziell bewirtschafteten Gewässer fällt positiv aus. Alle gefangenen Fische waren kerngesund und makellos. Da sieht es an manch heimischen Vereinsgewässer deutlich schlechter aus. Letztlich sind auch solche Seen eine interessante Facette unseres Hobbies und ich werde sicherlich mal wieder ein solches Gewässer besuchen.
Max Löchle